Die Nachrichtenoberfläche ist genau wie die Erdoberfläche immer in Bewegung. So wie die Richterskala rund um die Uhr unzählige kleine Ausschläge meldet, formt der permanente Output an Pressemitteilungen, Liveberichterstattungen und sogar Tweets den ständig fließenden Brei des täglichen Weltgeschehens. Einige News finden mehr Beachtung als andere, seltene Exemplare erreichen regelrechtes Fukushima-Niveau, wie beispielsweise die News aus Rom.

 

Nein, wir sind es nicht mehr. Die Katze ist aus dem Sack. Schon beim ersten Kontakt mit dieser Neuigkeit wird niemand abstreiten, sie nicht auch in zehn Monaten in jedem beliebigen Jahresrückblick wiederzusehen. Fragt sich nur, wie sich die Debatte bis dahin verändern wird. Bleibt es bei der formellen Randnotiz oder wird es lediglich der Beginn einer Entwicklung von wahrhaft historischem Ausmaß gewesen sein? Es gibt anscheinend Chancen für Möglichkeit 2.

 

Wie bei einem Impuls aus dem Erdinneren auch fühlt sich der erste Moment für alle Beteiligten recht gleich an. Kurzer Schock, Systeme auf Notfall, Fokus auf das Wesentliche – die Emotionen aus aller Welt sind überwältigend. Die Meinungsorgane der Gläubigerstaaten, der christlich geprägten westlichen Welt, überschlagen sich gegenseitig in ihren Lobpreisungen für die als sehr zeitgemäß empfundene letzte Geste. Und natürlich wird über den Nachfolger spekuliert, oh ja.

 

Dabei ist ein Rückzug ohne Wiederkehr immer als Kapitulation zu werten. Die offizielle Darstellung findet sich vollends damit ab, wie gewohnt ohne kritischeres Hinterfragen, dass der Papst vor seiner eigenen Gesundheit und niemandem sonst kapituliert und deswegen zur Seite tritt. Dem ungeschriebenen Gesetz nach endet ein jedes Pontifikat exakt mit dem Tod des Würdenträgers. Was da also geschieht ist vergleichbar mit einem Abstieg der Bayern in die Zweite Liga. Oder die Dritte!

 

Jetzt, da der emotionale Aufschrei der Nachricht verebbt ist und die Gefühle verarbeitet wurden, offenbart der zweite Blick ein ganz neues Bild. Große italienische Tageszeitungen berichten detailgetreu von der vermeintlich desaströsen Finanzlage am Kapitalumschlagsplatz Vatikanstadt. Sollte es da einen Zusammenhang geben, es würde die Geschichte in ganz neues Licht rücken. Haben die Finanzjongleure ein Höllenloch in die Kirchenfinanzen gerissen? Zuzutrauen wäre es ihnen ja.

 

Und das ausgerechnet am Aschermittwoch…! Zum Glück birgt ein Konklave um Ostern genügend Ablenkungspotential.

 

 

===== N E W S =====

 

INDIZIEN AUF WIRTSCHAFTLICHE LAGE ALS HINTERGRUND DES PAPST-RÜCKTRITTES

Die Auslandspresse äußert bereits Spekulationen. Völlig abwegig ist das eigentlich nicht…

DWN

 

BARCLAYS MACHT GEWINN VOR STEUERN, NACH GERICHTSKOSTEN JEDOCH VERLUST

7 Milliarden Pfund reichen nicht, um die Kosten für das eigene Unvermögen zu tragen. Hart.

NZZ

 

KOMMT FRACKING DURCH DIE HINTERTÜR NOCH VOR DEN WAHLEN NACH DEUTSCHLAND?

Kommt ganz darauf an, inwiefern der öffentliche Widerstand medial artikuliert wird…

DWN

 

ÄGYPTEN ZWEI JAHRE NACH DEM ARABISCHEN FRÜHLING MITTEN IM ARABISCHEN HERBST

Es kommt vor wie ein Rückblick, dabei sind das die tagesaktuellen Bilder vom Tahrir-Platz…

Tagesschau

 

RIGHT 2 WATER ERREICHT ALS ERSTE EU-PETITION EINE MILLION UNTERZEICHNER

Das stellt die Bümokratie vor ganz neue Herausforderungen! Wir gratulieren mit Freuden!

Tagesspiegel

 

 

===== H I N T E R G R U N D =====

 

DEUTSCHE REALLÖHNE HEUTE UNTER NIVEAU VON VOR 12 JAHREN

Der Vergleich mit dem Jahr 2000 sieht Zuwächse vor allem bei Vermögenseinkommen…

Süddeutsche

                                                                                                            

WIE SICH DIE WÄHRUNGSUNION ZUR SUB-UNION DER EUROPÄISCHEN UNION ENTWICKELT

Das „Zusammenwachsen“ geschieht „aus schlichter Notwendigkeit“. Ergo: Es ist alternativlos!

manager magazin

 

HILLARY CLINTON DUCKT SICH WEGEN WAHLKAMPF 2016 VOR SYRIEN-VERANTWORTUNG

Hinterher kommen da zwischen den Zeilen ganz neue Informationen ans Licht! So läuft’s.  

Voltairenet.org


ARTIKEL DER WOCHE — SHOSHANA ZUBOFF ÜBER DAS ENDE DES KAPITALISMUS

Sehr philosophische Thesen, dennoch konsistent und wenigstens mal optimistisch. Lesenswert!

FAZ

 

ZU GUTER LETZT — WILLKOMMEN IM NEANDERTAL (ERSTE ALLGEMEINE VERUNSICHERUNG)

[LZ] Zeitlos genialer Text, der sich von der Wende-Euphorie der frühen 90er nicht hat blenden lassen.

YouTube

 

 

Hinweis: Die verlinkten Beiträge stellen nicht immer die Meinung der Cashkurs-Redaktion dar, dienen aber in jedem Falle der eigenen Urteilsbildung.

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